Jürgen W. Schmidt (Hg.): Geheimdienste, Militär und Politik in Deutschland.
(Geheimdienstgeschichte, Band 2)
Beim Sammelband „Geheimdienste, Militär und Politik in Deutschland“ handelt es sich um den Band 2 der jährlich erscheinenden Reihe „Geheimdienstgeschichte“ des Ludwigsfelder Verlagshauses. Die in vorliegendem Sammelband vertretenen deutschen Historiker, Juristen und Politikwissenschaftler haben sich in ihren insgesamt 10 Beiträgen bemüht, einige der vielen noch kaum erforschten oder völlig unbekannten Kapitel aus 100 Jahren deutscher Geheimdienstgeschichte von 1900 bis 2000 unter maßgeblicher Heranziehung neuer Quellen darzustellen. Hierbei werden spezielle Aktivitäten deutscher Geheimdienste auf ihren Hauptgebieten Nachrichtendienst und Spionageabwehr zu Zeiten des Deutschen Kaiserreichs, in der Weimarer Republik, im Dritten Reich und in der Bundesrepublik genauer untersucht. Alle Beiträge handeln unabhängig von der behandelten Zeitepoche davon, wie die verschiedenen deutschen Geheimdienste im Interesse und im Auftrag deutscher politischer und militärischer Führungsschichten wirksam wurden und auch darüber, welche brisanten Folgen dies für die außenpolitischen Beziehungen Deutschlands mitunter hatte.
Ein Vorwort des Herausgebers Jürgen W. Schmidt, verbunden mit einem kurzen Literaturbericht über die letzten acht Jahre wissenschaftlicher Geheimdienstforschung in Deutschland seit dem Jahr 2000, eröffnet den Band. In die Zeit des deutschen Kaiserreichs fallen die drei umfangreichen Beiträge zur Geschichte der Nachrichtenoffiziere des deutschen Generalstabes von 1906 bis 1918, zur englischen Marinespionage in Deutschland 1910/11 und deren Einfluß auf die Gestaltung der deutsch-britischen Beziehungen sowie zur deutschen Heeres-Fernmeldeaufklärung im Ersten Weltkrieg. Ein weiterer Aufsatz informiert über den Einsatz von „agents-provocateurs“ bei der Überführung Spionageverdächtiger im Deutschen Kaiserreich. Ein biographischer Beitrag vom Urenkel des legendären Oberst Nicolai auf der Grundlage bisheriger Forschungen sowie von familiengeschichtlichen Überlieferungen ergänzt die bislang verfügbaren Informationen über diesen geheimnisumwit-terten deutschen Geheimdienstoffizier beträchtlich. Die Geheimdienstgeschichte der Weimarer Republik wird durch zwei Aufsätze über den beharrlich andauernden „Kalten Krieg“ auf dem Spionagegebiet zwischen Deutschland und Polen von 1919 bis 1939 sowie über eine deutsch-dänische Spionageaffäre in den Jahren 1928–1932 näher beleuchtet. Die bisherige Geschichtsschreibung über die deutschen Geheimdienste im Dritten Reich wird gleichfalls durch zwei Beiträge ergänzt. Der erste Beitrag beschreibt einen nur mühsam beigelegten deutsch-österreichischen Geheimdienstkonflikt in der Frühzeit nationalsozialistischer Herrschaft im Herbst 1933, während der zweite Beitrag von einem brisanten deutschen Geheimplan handelt, im „Honigmond“ der deutsch-sowjetischen Freundschaft 1940/41 mittels sowjetischer Unterstützung und via Tibet die Kolonie Britisch-Indien zu destabilisieren. Ein abschließender Aufsatz befaßt sich aus vergleichender politikwissenschaftlicher Sicht mit der Entwicklung der deutschen, russischen und ukrainischen Geheimdienste und dem Grad der parlamentarischen Kontrolle der Geheimdienste in den genannten drei Ländern vom Jahre 1989 bis hin zur Gegenwart. Die im Buch enthaltenen Beiträge wurden von Hilmar-Detlef Brückner, Konrad Faber, Klaus-Walter Frey, Wolfgang Kaufmann, Jürgen W. Schmidt und Ulf Walther verfaßt.
2008. 383 Seiten
ISBN 978-3-933022-55-5
29,80€