Jörg Hiltscher: Die deutsch-türkischen Beziehungen 1940-42 in der Perzeption Hitlers, Ribbentrops und Papens
Eine Studie unter besonderer Berücksichtigung ihrer nachrichtendienstlichen Dimension (Geheimdienstgeschichte, Band 3)
Zu den wichtigsten Ergebnissen dieser Forschungsarbeit gehört die große Kriegsbereitschaft der Pantürkisten im Herbst 1941, als der Generalstab in Ankara eine ähnlich aggressive Haltung einnahm wie die japanische Kwantung-Armee in Fernost, außerdem die Verbindung von Hitlers viel zitierter Weisung Nr. 45 mit den Wussow-Telegrammen und mit den Angriffsvorbereitungen der 3. türkischen Armee. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Hitlers militärischer Entscheidung vom 23. Juli und den türkischen Grenzmanövern. Als dritter Aspekt wird die Kaukasus-Überwindung auf den Fokus des ostanatolischen Territoriums gelegt, da es nach deutschen und britischen Quellen Geheimabsprachen zwischen Berlin und Ankara gegeben haben muss, wonach vermutlich Stalins kapitulationsbereite Schwarzmeerflotte als Bezahlung für das deutsche Transitrecht dienen sollte. Offenbar wurde dabei konkret vereinbart, dass die Deutschen, wenn sie die türkische Grenze bei Batumi erreichen würden, die alte chinesische Seidenstraße via Trabzon benutzen dürften, um im Rücken der Sowjet-Stellungen in den Nahen Osten vorzustoßen. Das plötzliche Ableben des türkischen Ministerpräsidenten führte zu einem Richtungswechsel, denn der neutralistische Staatspräsident Inönü verhinderte jede weitere Annäherung an die deutsche Seite. Hier schließt sich nahtlos der vierte und letzte Aspekt an, denn die ,Führerkrise‘ 1942 wurde wahrscheinlich wegen des nicht erfolgten Kriegseintritts der Türkei ausgelöst, weil es der Wehrmacht nach dem Steckenbleiben vor Tuapse eben nicht möglich war, an der Schwarzmeerküste entlang bis nach Batumi vorzustoßen.
„Hiltscher stützt sich bei seiner Beweisführung auf 200.000 (sic!) durchgesehene Dokumente, welche in den meisten Fällen das Produkt nachrichtendienstlicher Tätigkeit waren ... Im Zuge der Auswertung derartiger Quellen war Hiltscher allerdings gezwungen, zunächst erst einmal en passant Ordnung in das Gewirr der 14 geheimen Nachrichtendienste des Dritten Reiches zu bringen, was allein schon eine einmalige und innovative Forschungsleistung darstellt.“ HPB
2011. 578 Seiten.
ISBN 978-3-933022-63-9.
35,-- €